Chinese New Year und ich war dabei

von Georg Lage | 17.01.2011 | Hauptverein

Unser Auslandskorrespondent, Georg Lage, berichtet aus Asien:

Chinese New Year oder auch Frühlingsfest war nach dem chinesischen Mondkalender in diesem Jahr am 3. Februar 2011. Es steht heuer im Tierzeichen des Hasen. Dieses Fest hat in China den vergleichbaren Stellenwert wie bei uns das Weihnachtsfest. Es ist ein Familienfest und läuft nach genau geregelten Ritualen ab. Am 2. Februar feiert man Silvester und am 3. Februar das Neue Jahr. Danach folgen noch 5 Feiertage. Zu Silvester trifft sich die Großfamilie. Die Söhne treffen sich mit ihrer Familie bei den Eltern. Am Tag nach  Neujahr treffen sich dann die Töchter mit ihren Familien bei den Eltern. Die Gastgeber  besorgen das Essen und Trinken. Die Gäste bereiten gemeinsam das Essen. Es können schon 20 oder mehr Personen an dieser Feier teilnahmen. Immer gibt es „Dumplings“ (kleine Maultaschen, gefüllt mit Fleisch oder Gemüse). Die Dumplings sollen Glück im Neuen Jahr bringen. Es wird auch Frühlingsfest genannt, weil jetzt der Frühling beginnt und es ab jetzt immer wärmer wird.

Schon Tage vor Silvester werden Böller gezündet. An Silvester werden stundenlang Raketen abgeschossen und es gibt ein riesiges Feuerwerk. Natürlich werden auch noch in den folgenden Tagen (bis zum Laternenfest am 15. Februar) immer wieder Böller und Raketen gezündet. Ähnlich, wie bei uns, werden in den Firmen für Betriebsangehörige Festveranstaltungen organisiert. Ich durfte bei mehreren Veranstaltungen dabei sein. Am Nachmittag waren die Betriebsangehörigen von SINOTRUK (meine chinesische Firma) in die Montagehalle eingeladen. Eine Bühne wurde aufgebaut. Die Teilnehmer wurden vom Leiter der Motorenfertigung begrüßt. Er bedanke sich bei den Mitarbeitern für ihre guten Leistungen im abgelaufenen Jahr und gab die Ziele für das neue Jahr bekannt. Auffällig war für mich, dass bei jeder Danksage der Sprecher zur Seite trat und sich verbeugte. Das Programm wurde von Profikünstlern und von Mitarbeitern gestaltet. Sängerinnen, Sänger und Zauberer  wechselten sich mit den Laienkünstlern ab. Sie brachten Liedvorträge, zeigten Tänze, sportliche Vorführungen und Sketche. Bei den verschiedenen Sketchen wurde immer auf die guten Leistungen des vergangenen Jahres hingewiesen und für das neue Jahr die Vorgaben des Leiters der Motorenfertigung vorgetragen. Zum Schluss bedankten sich die Künstler und die Führungskräfte der Motorenfertigung beim Publikum.

Am Abend hat der Leiter der Motorenfertigung einen Teil der Führungskräfte und die Künstler (Profis) zum Essen eingeladen. Wie üblich saß man an runden Tischen die mit Essen reich gedeckt waren. In der Shandong Provinz gehört es zur Kultur, dass viel Schnaps getrunken wird. Es wird Schnaps wahlweise mit 34 oder 53 % angeboten. Zusätzlich gibt es Rotwein und Bier. Am Tisch trinkt jeder mit jedem. Angestoßen wird immer mit Schnaps. Der Gastgeber bestimmt mit welchem Schnaps angestoßen wird und verlangt  dann auch sehr nachdrücklich das Glas auf ex (chinesisch Gambe) zu trinken. Unterhalten wurden wir von Sängern und Sängerinnen und auch von einigen Führungskräften mit Gesangseinlagen (Anmerkung der Redaktion: das ist kein Wunder wegen dem ständigen ex-Trinken).

Auch mein Hotel (Sofitel) hatte seine Langzeitgäste zu einem Empfang geladen. Wir mussten zunächst Dumplings selbst herstellen, die dann gekocht wurden und später die Speisen bereicherten. Eine Zeichenkünstlerin bereitete auf einer weißen Platte schwarzen Sand aus und zeichnete mit ihren Fingern berühmte Gebäude aus der ganzen Welt, die von den Gästen erkannt werden sollten und auch wurden. Eine Kamera übertrug ihre Zeichenkunst auf eine große Leinwand. Da der Hoteldirektor aus der Schweiz stammt, hat man hier auf das Trinken von Schnaps verzichtet. Das habe ich als sehr erholsam empfunden.

An Silvester haben einige Führungskräfte von SINOTRUK die Monteure aus Deutschland, welche Maschinen eines deutschen Maschinenherstellers aufbauen,  zum Abendessen  eingeladen. Das Fernsehen von der Shandong Provinz hat die Veranstaltung für das Abendprogramm aufgenommen. Zunächst machten wir unter Anleitung von Köchen Dumplings. Niko Bourboulis hatte mir das Deutsche Volkslied „Hoch auf dem gelben Wagen“ nach China gemailt. Leider waren die Monteure nicht bereit mitzusingen, so dass wir das Lied nur abspielen konnten. Spät abends wurde vor dem Hotel das von der Firma vorbereitete Feuerwerk gezündet. Bei uns hätte man wahrscheinlich das Feuerwerk anmelden und die Feuerwehr dazu bitten müssen. Entgegen der üblichen Dauer eines Abendessens das nach ca. 3 Stunden beendet wird und sich auflöst wenn der Gastgeber geht, hielten die Monteure bis 01 Uhr aus.

Ein Vorstandsmitglied von SINOTRUK hatte die Monteure aus Deutschland an Neujahr eingeladen. Wir haben eine ca. dreiviertelstündige Bootsfahrt auf einem Kanal zu einem großen See (Daming Lake) unternommen. Vom Balkon unseres Restaurants hatten wir vom Speisezimmer aus einen schönen Ausblick auf und über den See und auf die Skyline von Jinan (ca. 6 Millionen Einwohner). Wie üblich begann das Essen in bekannter Manier mit Trinksprüchen des Gastgebers und seines Vertreters. Das Schnapsglas musste immer randvoll sein und Widerspruch wurde nicht geduldet.  Das Essensangebot war natürlich wieder sehr reichhaltig.

Chinese New Year bzw. das Frühlingsfest war für mich ein besonderes Erlebnis und ich habe noch mehr Einblicke in die chinesische Kultur erhalten. Ich bin jetzt froh, dass ich mich entschieden habe, in dieser Zeit in China zu bleiben.

Ich wünsche Allen nach chinesischem Brauch ein frohes neues Jahr also „Shin nian hau“.

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