1960 - 1978: Ein ständiges Auf und Ab

In den Zeiten des großen Rumorens im Verein Ende der fünfziger und in den sechziger Jahren war das Amt des Vorstandes beim TSV kein Zuckerlecken. Georg Stiegler (Vorstand 1959 – 1962 und 1966 – 1969) und Hermann Schmidt (Vorstand 1963 – 1965) hatten nur noch rund 400 Mitglieder zu betreuen. Dennoch wurde unverdrossen an der Röthenbacher Straße gebaut. Im Juni 1963 konnten vier Umkleideräume, zwei Waschräume und zwei Schiedsrichterkabinen in Betrieb genommen werden. Gleichzeitig begannen die Bauarbeiten am neuen Vereinsheim mit Wirtschaftsraum, Saal und Pächterwohnung. Die Baracke aus den 50er Jahren wurde endgültig ersetzt. Am Silvestertag des Jahres 1964 fand die feierliche Einweihung statt. Die überaus optimistische, aber deswegen auch völlig unsolide Finanzierungsplanung zum Bauvorhaben fiel in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Der Neubau hatte fast 50% mehr gekostet als ursprünglich vorgesehen. Der Verein musste ein größeres Darlehen aufnehmen und knabberte lange Jahre daran. Dennoch, das Vereinsheim stand nun und hatte sehr viel Zulauf.

Im Jahr 1965 gelang es, eine Tischtennisabteilung zu gründen, die hauptsächlich aus Mitgliedern des Spielmannszuges hervorging. Georg Stiegler unternahm den Versuch, neue Leute und damit neue Ideen in den Verein zu holen. Oberlehrer Josef Betz, Architekt Rudolf Müller und Amtsgerichtsdirektor Dr. Johannes Lämmel traten dem Verein bei und erfüllten die in sie gesteckten Erwartungen. Josef Betz brachte eine Vereinszeitung heraus, setzte einen Wirtschaftsausschuss ein, den er bis 1970 selber leitete und übernahm die Aufgaben des nicht mehr existierenden Bauausschusses. Rudolf Müller unterstützte den Wirtschaftsrat und gründete später die Tennisabteilung. Dr. Johannes Lämmel arbeitete zunächst eine neue Satzung aus und wurde 1968 zum 2. Vorstand gewählt.

Bereits im Jahr 1967 konnte eine Damengymnastikabteilung ins Leben gerufen werden. Doch: die Vereinskasse war leer. Die Zins- und Tilgungslasten drückten, ein unnötiger Prozess mit der Vertragsbrauerei ging verloren und die Pächter des Vereinsheims wechselten häufig. In einer viermonatigen, pächterlosen Phase führte der Spielmannszug das Vereinsheim und stellte die erzielten Überschüsse dem Hauptverein zur Verfügung.

Das 10-jährige Jubiläum des Spielmannszuges fand im Jahr 1967 acht Tage vor dem Kunigundenfest statt. Verbunden damit war das 2.Landestreffen der Bayerischen Spielmannszüge. Auf der Heldenwiese stand ein Bierzelt und beim Großkonzert mit über 500 Musikern auf dem Marktplatz war das Fernsehen anwesend. Im Jahr 1968 mussten dann zwei Drittel des Turngartens verkauft werden, um finanziell noch über die Runden zu kommen. Im gleichen Jahr konnte von der Stadt ein Grundstück gepachtet werden auf dem der zweite Sportplatz errichtet werden sollte.

Wegen der hohen Auflagen des Straßenbauamtes begann der Sportplatzbau aber erst im Jahr 1970. Die so genannte ‚Turnhalle am Hämmernplatz‘ war in einem miserablen baulichen Zustand. Durch Eigenleistung der Mitglieder wurde sie teilweise renoviert und so vor dem völligen Verfall bewahrt. Im Jahr 1969 mietete die Stadt Lauf die „Turnhalle” auf die Dauer von zwei Jahren für den Sportbetrieb der Volksschule an. Damals gab es keine sanitären Einrichtungen in der „Turnhalle”, lediglich Trockenaborte waren vorhanden. Und so kam auch gleich wieder das Fernsehen nach Lauf und berichtete über die „Turnhalle” als Beispiel für den schlecht ausgestatteten Schulsport in Bayern.

Im Jahr 1970 übernahm Amtsgerichtsdirektor Dr. Johannes Lämmel das Amt des 1.Vorsitzenden. Schon als 2.Vorstand war er immer sehr engagiert, den jüngeren Mitgliedern die Thematik der Vereinsverwaltung vorzustellen und mit viel Erfolg schmackhaft zu machen. Er konnte einen neuen Vertrag mit der Brauerei abschließen, der deutliche Einnahmeverbesserungen brachte. Zudem verzichtete die Brauerei dankenswerter Weise auf die ihr von Rechts wegen gerichtlich zuerkannte Entschädigung. Im gleichen Jahr konnte der TSV Lauf erstmals die Internationalen Wandertage mit über 1.000 Teilnehmern ausrichten. Bereits 1971 stellte Dr. Lämmel sein Amt wieder zur Verfügung. Unüberbrückbare Gegensätze sowie Beschimpfungen und Beleidigungen in Versammlungen hatten ihn dazu bewogen.

Im März 1971 übernahm der Landtagsabgeordnete Kurt Adelmann den Vorsitz im Verein. Ihm gelang es in kürzester Zeit für Ruhe im Vereinsgeschehen zu sorgen und die vorhandenen Untugenden abzustellen. Sein Bestreben war es, den Breitensport beim TSV auszubauen. Von 1972 bis 1974 konnte der A-Platz neu angelegt werden. Eine Stützmauer zur Abgrenzung des Spielfeldes wurde gebaut, die Einfahrt geteert und mit Straßenleuchten versehen. Mit hohen Summen musste das Vereinsheim grundlegend saniert, ein Küchenanbau erstellt und die Beheizung auf Erdgas umgestellt werden.

Architekt Rudolf Müller gründete 1973 eine Tennisabteilung und bereits im Jahr 1974 hatten die Mitglieder zwei Tennisplätze aus dem Boden gestampft. 1976 und 1977 entstanden nochmals zwei Ascheplätze. Dagegen brachte der von der Fußballabteilung eingeschlagene Weg keinen Erfolg. 1974 konnte der Abstieg in die B-Klasse und 1977 gar in die C-Klasse nicht vermieden werden. Die 1976 gegründete Feldhockey-abteilung musste 1978 wieder aufgelöst werden, da keine geeigneten Trainer verfügbar waren. 1977 fanden sich Mitglieder in einer Karateabteilung zusammen und stießen auf hohes Interesse und große Nachfrage. Der Karatesport beim TSV Lauf hat sich bis heute (2012) äußerst erfolgreich entwickelt.

Anlässlich des 75-jährigen TSV-Jubiläums und zum 20-jährigen Bestehen des
Spielmannszuges konnte die in Vergessenheit geratene, älteste Laufer Kirchweih zu neuem Leben erweckt werden. Am Hämmernplatz wurden ein Bierzelt, verschiedene Schaustellergeschäfte und ein Kirchweihbaum aufgestellt. Der 2.Bürgermeister Georg Zenger eröffnete mit dem Bieranstich die 1.Hämmernkirchweih der Neuzeit. Sechs Musikgruppen gaben am dritten Sonntag im September ein Standkonzert am Marktplatz und marschierten anschließend in die Hämmern. Bereits eine Woche später fand die  2.Landesmeisterschaft des LSW Bayern mit den Wertungsspielen in der Bertleinaula statt. 1.700 Zuschauer wohnten der Eröffnungsfeier bei. Am Marktplatz gab es eine „Non-Stop-Musik-Show” und das Bayerische Fernsehen berichtete schon wieder über den TSV.

Fest verbunden mit dem Aufschwung in den siebziger Jahren waren die Namen Hans Gräbner, als Arbeitsdienstleiter, Leonhard Kalb, in der Verwaltung und dem Ältestenrat, sowie Wilhelm Scharrer, der als Abteilungsleiter, Verwaltungsmitglied, Kassier, 2.Vorsitzender und als Ältestenrat fungierte. Ohne ihn hätten Dr. Johannes Lämmel und Kurt Adelmann die Vorstandschaft nicht übernommen. Im Verein waren nun fast 700 Mitglieder.

Am 8. November 1978 verunglückte Kurt Adelmann tödlich. Er hatte seine geringe Freizeit in den Dienst des TSV Lauf gestellt und dem Verein viele neue Impulse gegeben. Tief besorgt blickten die TSV-Mitglieder am Grab von Kurt Adelmann in die Zukunft.

von Anton Hensel