180 Flüchtlinge beim TSV Lauf

Unsere Gäste für eine Nacht

von SOPHIE URBANSKY | 18.03.2022 | Hauptverein

LAUF – 200 Feldbetten und Isomatten stehen und liegen auf dem Boden der TSV Lauf Turnhalle. In einem Nebenraum ist eine lange Theke mit Lebensmitteln aufgebaut, belegte Brötchen, Obst, Gemüse, Süßigkeiten, Getränke. Vor der Tür stehen Tische und Grills. Helferinnen und Helfer bereiten Essen zu, bauen neue Tische auf oder verteilen Zahnbürsten und Duschgel. Lauf ist Zwischenstation für 180 Flüchtlinge auf dem Weg nach Spanien.
Die Geflüchteten aus der Ukraine – Familien, 75 Kinder, viele Frauen, kaum Männer – bevölkern die Halle. Einer der wenigen Männer ist der Mann von Maria Nechypurenko. Er durfte die Ukraine verlassen, weil das Ehepaar vier Kinder hat. Der Jüngste ist gerade mal sieben Tage alt und wurde während des Kriegs in der Ukraine geboren. Drei Tage dauerte die Geburt des kleinen Myhajlo in einem Bunker, während um sie herum Luftangriffe stattfanden.
Am Dienstagnachmittag gegen 15 Uhr bekam der TSV einen Anruf, ob der Verein Platz für etwa 200 Flüchtlinge auf der Durchreise nach Spanien habe. „Ich habe nur nach einer Toilette und einem Dach über dem Kopf gefragt und wir bekamen viel mehr“, erzählt Paula Alite. Die Spanierin hat zusammen mit acht Freunden die zivile Hilfsaktion gestartet. Weiter erzählt sie: „Wir wollten den Menschen in der Ukraine helfen und haben in Spanien zu Spenden aufgerufen.“ Schnell wurde ihnen dabei klar, dass die Spendenbereitschaft der Bevölkerung riesig ist. Am Ende konnten sie drei Busse mit Sachspenden füllen und hatten genug Geld, um mit den Bussen an die polnisch-ukrainische Grenze zu fahren, um dort Flüchtlinge mitzunehmen. Nach Lauf sind sie per Zufall gekommen, ein deutscher Freund von Paula Alite hat für sie rumgefragt und über viele Ecken landeten sie dann beim TSV Lauf.

Die Stadt Lauf packt an
Nachdem klar war, dass der TSV die Flüchtlinge aufnehmen kann, fuhren die Busse in Polen gegen 16 Uhr los – und auch der TSV Lauf legte los. „Eine Stadt packt an“, schreibt Ralph Zagel, der Leiter der Jugendabteilung des TSV Lauf, auf der sozialen Plattform Facebook. Zusammen mit Bogdan Voitiuk, Anna Klosowiak und vielen weiteren tollen Helfern richteten sie alles für die ukrainischen Flüchtlinge her. „Ich hätte nie gedacht, dass wir das alles so schnell hinbekommen“, sagt Zagel. „Aber es kamen dann so viele Helfer und viele Menschen, die noch Sachen vorbeigebracht haben, dass wir um kurz nach acht bereits alles vorbereitet hatten.“
In der Nacht auf Mittwoch um 3.30 Uhr kommen die Busse mit den ukrainischen Flüchtlingen in Lauf an. „Es war ganz still, man hat gemerkt, die Menschen sind einfach müde und erschöpft“, sagt Bogdan Voitiuk, der selbst aus der Ukraine stammt und die Spendenaktion beim TSV mit initiiert hat.
Der Spanier David Martinez, der an der Grenze in den Flüchtlingsunterkünften war, beschreibt die Stimmung auf der Fahrt nach Deutschland ähnlich: „An der Grenze war sehr viel Chaos, jeder war gestresst, ein großes Durcheinander. Erst im Bus wurden die Menschen langsam ruhiger, konnten etwas abschalten und schlafen.“ Er selbst war in drei größeren Flüchtlingsunterkünften und hat den Menschen dort angeboten, mit ihnen nach Spanien zu fahren.

Nächstes Ziel: Frankreich
Von Lauf fahren die Flüchtlinge nun nach Montpellier, Frankreich, wo sie noch einmal einen Stopp einlegen werden, und dann weiter nach Madrid. Dort haben viele der Ukrainer Familie und Freunde, bei denen sie unterkommen können.
Hier in Lauf sehen die Helfer die Flüchtlinge das erste Mal seit der Grenze wieder lächeln. Auch Zagel ist das aufgefallen: „Nach einer heißen Dusche und einem warmen Essen sieht man wieder Freude im Gesicht der Menschen. Und genau das belohnt uns alle für die Arbeit hier.“

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