Die Geschichte von Gut Holz 1923
Die Geburtsstunde eines erfolgreichen Kegelvereins
Gut Holz 1923 TSV Lauf ist ein Nachkomme aus dem ehemaligen „Kegler Verein Nürnberg“. Am 31. Mai 1922 hatten zwölf Kegelclubs den „Verband Nürnberg“ mit dem Namen „Bayerischer Keglerbund – Sitz Nürnberg“ gegründet. Am 21. Juli 1922 fand ein Treffen zur Neugründung des „Bayerischen Kegler-Bundes“ durch Sportfreunde aus Nürnberg, Fürth und Amberg statt. Die vereinigten zwölf Kegelclubs von Nürnberg mussten sich umbenennen und nannten sich nun „Kegler-Vereinigung Nürnberg“.
Im Herbst 1922 fand die Tagung des Gesamtvorstandes des Deutschen Kegler Bund (DKB) in Nürnberg statt, bei der die Voraussetzungen für die Aufnahme der Nürnberger Kegler geschaffen wurden. Im September 1923 gründete die Kegelgesellschaft „Bösen Sieben“ den Sport-Kegelclub „Gut Holz“ – es wurde über Jahrzehnte eine erfolgreiche Sportgemeinschaft.
Nachdem Karl Hertlein 1947 dafür gesorgt hatte, dass die Mitglieder von „Gut Holz“ nach den Wirren des Krieges wieder zusammenfanden, gab es rasch erste Erfolge. Der erste Wettkampf nach dem Krieg um die „Goldene Kugel“ wurde im Jahr 1948 von „Gut Holz Nürnberg“ gewonnen. Um ihren Sport angemessen ausüben zu können, erbaute der Kegler Verein Nürnberg in den Jahren 1929 und 1954 Kegelhallen.
Wichtiger Förderer
Der Industrielle Richard Karl Lämmerzahl war mit seiner Begeisterung für den Kegelsport ein entscheidender Förderer und Unterstützer des Vereins. Lämmerzahl war sportlich vielseitig interessiert. So war er Ende der 50er bis Anfang der 60er Jahre Betreuer der 1. Fußballmannschaft des 1. FC Nürnberg, mit der er 1960/61 die Süddeutsche Meisterschaft feierte. Als Aktiver machte Lämmerzahl zunächst im Billard Schlagzeilen. Zwischen 1952 und 1954 war er in Nürnberg und Fürth die Nummer eins im Billard; selbst mit Nationalspielern nahm er es damals auf.
Doch sein Herz schlug auch für den Kegelsport. Bereits in jungen Jahren war er durch seinen Vater Mitglied im Kegelclub „Gut Holz Nürnberg“ geworden, wo die Kegelelite aus den Fünfziger Jahren ihr Zuhause hatte. Dort brachte er es bis zum 1. Vorsitzenden, dessen Ziel es war, den Deutschen Meistertitel nach Nürnberg zu holen. Weil das mit der vorhandenen Mannschaft, die nur aus älteren Spielern bestand, nicht möglich war, verfolgte er einen anderen Ansatz. Er holte die besten Spieler Nürnbergs in seine Firma, und damit in seinen Klub.
Diese Strategie ging voll auf. Nachdem Lämmerzahl selbst im Jahr 1964 erstmals bei der Deutschen Meisterschaft als Dritter mit der Vereinsmannschaft Nürnberg auf dem Siegertreppchen gestanden hatte, trug die Gewinnung neuer Spieler 1967 erstmals Früchte, als „Gut Holz“ Platz drei bei der Deutschen Meisterschaft holte – der Beginn der ein Jahrzehnt anhaltenden Erfolgsserie.
Der 1920 geborene Lämmerzahl selbst zog sich 1968 aus Altersgründen vom aktiven Kegelsport zurück, doch er verstand es, seine jüngeren Spieler anzuspornen und zu motivieren. Sein Kegelclub und der Verein Nürnberg wurde zur Nummer eins in Deutschland. Von 1967 bis nach seinem Tod im Jahr 1979 stand seine Mannschaft regelmäßig bei Deutschen Meisterschaften auf dem Treppchen; „Gut Holz“ und die Vereinsmannschaft Nürnberg waren identisch. Das erfolgreichste Jahr war 1972, denn die Spieler von „Gut Holz Nürnberg“ wurden nicht nur Deutscher Meister, sondern holten für den Verein Nürnberg den Titel und stellten auch in der Männer- und Juniorklasse die Deutschen Meister mit Werner Günzel und Wolfgang Endres (Junioren).
Stolz konnte der Verein auch auf die Einsätze seiner Spieler in der Nationalmannschaft sein. Es begann bei der WM 1968 mit dem dritten Platz für die Mannschaft in der Besetzung Werner Günzel, Heinrich Winkler und Erwin Siebert. Letzterer lebt noch heute in Lauf und handelte 1990 als Clubvorsitzender den Fusionsvertrag mit dem TSV Lauf und dessen damaligen Vorsitzenden Hans-Dieter Zantop aus.
Auch die Erfolge der Deutschen Kegler in den darauffolgenden Jahren wurden stets von Spielern aus dem „Lämmerzahl-Team“ errungen. So beispielsweise die Weltmeisterschaft 1970 mit dem Nürnberger Akteuren Werner Günzel und Hans Nutz, die dafür auch mit dem „Silbernen Lorbeerblatt“ ausgezeichnet wurden, der höchsten sportlichen Auszeichnung der Bundesrepublik Deutschland. 1972 und 1974 wurde Deutschland mit vier bzw. drei „Gut Holz“-Spielern Vizeweltmeister. Die Silbermedaillengewinner 1972 waren Wolfang Endres, Werner Günzel, Erwin Siebert und Heinrich Winkler.
Durch die vielen Meistertitel von „Gut Holz“ erlebte der Kegelsport in Nürnberg einen großen Aufschwung. Schon 1966/67 standen den Aktiven nicht genügend sportgerechte Kegelbahnen zur Verfügung. „Gut Holz“ gelang es, einen Investor zu finden, der den Neubau einer Anlage mit zehn Bahnen ermöglichte. Richard Lämmerzahl führte als Vorsitzender des Vereins die Verhandlungen mit dem Bauträger und konnte dabei die Ideen und Erfahrungen seiner Nationalspieler einfließen lassen.
So wurde 1967 ein echtes Prachtstück errichtet. Die Anlage wurde 1968 eingeweiht und war zu diesem Zeitpunkt die modernste Kegelhalle in Europa. Später gebaute Großanlagen folgten diesem „Nürnberger Vorbild“; 1987 wurde die Kegelhalle in Nürnberg auf zwölf Bahnen erweitert und mit der neuesten Technik ausgestattet.
Insgesamt konnte „Gut Holz 1923“ von 1945 bis 1983 eine sagenhafte Erfolgsserie vorweisen. Bei den Deutschen Meisterschaften Klub wurde man fünfmal Erster, achtmal Zweiter und dreimal Dritter. Neben diesen 16 Medaillen gab es 13 im Verein (achtmal Gold, einmal Silber und viermal Bronze) und 20 im Einzel (14-mal Gold, einmal Silber und viermal Bronze). Dazu kamen 87 Internationale Einsätze; EM- und WM-Erfolge in den Jahren 1964, 1968, 1970, 1971, 1972, 1973, 1974, 1976, 1977, 1978 und 1983. So waren die Sportkegler denn auch Stammgäste bei den jährlichen Ehrungen der Stadt Nürnberg, an denen man als Deutscher Meister mit dem Verein, Klub, Einzel- und Internationalen Erfolgen von 1967 bis 1982 vertreten war.
Nach dem Abschied altgedienter Leistungsträger musste der Klub kämpfen; so bedeutete beispielsweise in der Saison 1985/86 erst ein Sieg über Sandhausen in der Rückrunde die Rettung vor dem Abstieg aus der 1. Bundesliga.
Fusion mit TSV Lauf
Unter seinem damaligen Vorsitzenden Erwin Siebert vollzog „Gut Holz Nürnberg“ dann den Schritt nach Lauf. 1990 unterzeichneten Erwin Siebert und Hans-Dieter Zantop, den Fusionsvertrag und aus Gut Holz 1923 Nürnberg“ wurde „Gut Holz 1923 TSV Lauf“. Sportlich folgte umgehend der Erfolg; so wurde 1990 die Jugend Deutscher Meister. Bei einer Feierstunde wurden die Spieler vom Vereinsvorsitzenden Zantop und dem damaligen 2. Lauf Bürgermeister Gerhard Voack geehrt. Die Laufer Kegelbahn wurde durch einen Wettkampf mit dem dreifachen Weltmeister Bela Csanyi und Hans Nutz (Bamberg) gegen Erwin Siebert und Olive Scholler eingeweiht.
Dazu fanden 1990 die 1. Laufer Stadtmeisterschaften zu Gunsten der Kinderkrebshilfe mit reger Beteiligung von „Alt und Jung“ statt. Spenden anlässlich der Einweihung der Kegelbahn und die Versteigerung von einem Paar signierter Sprungskier vom Weltmeister Jens Weisflog – je einen Ski ersteigerten dabei übrigens die Firmen Auto-Strobel und Möbel Hess – führten zu einem Rekord anderer Art: Am Ende konnte der Verein einen Scheck über 17.199 Mark an den Präsidenten des Bayerischen Keglerbundes übergeben; es war die höchste Spende eines Vereins in Bayern.
Spielbetrieb für Frauen
Im Wandel von Nürnberg nach Lauf betrat „Gut Holz 1923“ Neuland, denn im Gegensatz zu Nürnberg wurde in Lauf ein Spielbetrieb für Frauen aufgebaut. Erwin Siebert hatte bereits 1978 begonnen, das Referat für den Jugendleistungssport in Bayern zu etablieren, das später unter seiner Verantwortung für den gesamten Kegelsport Bayerns erweitert wurde. Gleichzeitig war er Jugendwart in Nürnberg und sorgte für den Aufbau der Jugendabteilung männlich und weiblich in Lauf. Dies war der Grundstein für den Beginn vom Spielbetrieb der Frauen bei Gut Holz 1923 TSV Lauf. Von „Null“ beginnend, gelang 2021/22 der Aufstieg in die Bayernliga.
Die Männer schafften 1991/92 den Sprung in die 2. Bundesliga. Allerdings verließen kurz darauf fast alle Spieler die 1. Mannschaft den Verein, so dass damit der Abstieg bis in die Bezirksliga vorprogrammiert war. Durch eine sehr gute Nachwuchsarbeit konnten dann langsam neue junge Mannschaften aufgebaut werden. Nicht umsonst bekamen die Jugendtrainer von Gut Holz 1923 Lauf im Jahr 2022 nach dem Bronzenen und Silbernen auch das Goldene Gütesiegel für langjährige engagierte Jugendarbeit verliehen.
Nach einem langen Weg ernteten die Laufer Sportkegler gerade in den vergangenen Jahren verstärkt die Früchte ihrer Arbeit. So gelang den Männern 2022/23 der Aufstieg in die Bayernliga. Das Frauenteam war ihnen hier bereits zuvorgekommen, musste aber zeitgleich mit dem Aufstieg der Männer aus der Bayernliga wieder in die Landesliga absteigen.
Laufer holen Gold bei WM 2023
Dazu können die Laufer Kegler auch herausragende Einzeltalente vorweisen. So wurde Paula Straub, die bereits 2022 mit den U18-Mädchen des KV Bamberg Deutsche Meisterin geworden war 2023 für die Junioren-WM nominiert. Ebenfalls Mitglied des Jugendnationalkaders wurde Tim Radina, so dass im Mai 2023 bei der Weltmeisterschaft U18 mit den Mannschaftswettbewerben im kroatischen Varazdin mit Paula Straub und Tim Radina gleich zwei Laufer Nachwuchskegler am Start waren.
Und die Reise nach Kroatien zur Weltmeisterschaft U18/U14 hat sich gelohnt, denn die Laufer Athleten haben dort genau zum Jubiläumsjahr ihres Vereins zwei Weltmeistertitel und noch mehr Edelmetall erobert. Für ihren Einsatz in der 4er Mannschaft wurde Paula Straub (544 Holz) und insgesamt 2291 Holz mit der Goldmedaille belohnt. Danach startete sie im Tandem weiblich und gewann mit ihrer Partnerin drei Runden mit jeweils 2:0. Erst im Finale mussten sich beide dem Duo aus Tschechien nach 1:1 und 28:29 Holz im „Sudden Victory“ geschlagen geben, freuten sich aber dennoch über die Silbermedaille.
Auch der Laufer U18-Spieler Tim Radina gewann bei seiner ersten Weltmeisterschaft den Titel mit der 4er Mannschaft und war stolz über Gold bei seinem WM-Debüt. Ihre Verdienste beim Medaillengewinn haben auch hinter den Kulissen Kegler aus Lauf: Die von GH 1923 stammende Nationaltrainer Susanne Straub (U18 weiblich) und Michael Koch (U18 männlich) sind für die starken Leistungen der Deutschen Jugendspieler mitverantwortlich und freuten sich über die vielen erkegelten Erfolge, Medaillen und Weltrekorde ihrer Athleten.